Infla-Massenfrankatur mit Handrollstempel
Ein schöner und zugleich auch besonderer Beleg aus der Inflationszeit. Der gezeigte Beleg, vom 25.9.1923, ist für die Portoperiode (PP) 18 vom 20.9.-30.9.1923 mit 250 Tausend Mark korrekt freigemacht. Für die Frankatur wurden Freimarken verwendet, die in der PP 17 (1.9.-29.9.1923) an den Postschalter kamen. Da sich das Briefporto von 75 auf 250 Tausend Mark erhöht hatte, waren jetzt schon eine Menge Marken notwendig, um den Brief richtig frei zu machen. Da die Vorderseite dazu nicht mehr ausreichte, wurden die Freimarken einfach auch auf der Rückseite verklebt.
Der attraktive Beleg zeigt aber außerdem noch eine Besonderheit. Dies erschließt sich aber erst, mit etwas Stempelkenntis, auf den zweiten Blick.
Die vorderseitig verklebten Marken wurden mit dem Kreisbrückenstempel (KBS) „MÜNCHEN * 2BA b“ entwertet. Wohingegen der Postbeamte für die Entwertung der rückseitigen Marken einen Handrollstempel (HRST) „MÜNCHEN * 1 *“ verwendete. Meine ersten Gedanken beim Blick auf die Rückseite waren: Vier Maschinenstempel untereinander ????? - Wie geht denn so etwas ???? Nach etwas Stempelrecherche im Gildebrief 260 (Sonderausgabe Handrollstempel) der Poststempelgilde und unter Mithilfe von Herrn Peter Obermaier (Leiter der Studiengruppe HRST bei der Poststempelgilde) kam „Licht ins Dunkel“. Bei dem Stempel handelt es sich tatsächlich um einen Sylbe-Maschinenbandstempel, welcher zu einem Handrollstempel umgebaut wurde. Diese Stempelumbauten (Versuche) sind bis dato (lt. Gildebrief 260) für Leipzig, Frankfurt a. Main und München aus der Zeit vom August bis November 1923 nachgewiesen. Der Grund des Handrollstempel-Versuches dürfte in der stark steigenden Anzahl der Massenfrankaturen, welche auf Grund der fortschreitenden Inflation (Aufbrauch der Marken aus den vorhergehenden Portoperioden) mehr und mehr zunahmen, liegen.
(Sammlung Armin Städler)