Doppelt verwendeter Brief
Auf den ersten Blick sind das eigentlich keine sammelwürdigen Belege, da es sich weder bei den Freimarken noch bei den Stempeln um Besonderheiten handelt. Das einzig bemerkenswerte ist die wertstufengleiche Frankatur der Germaniamarken - 5 Pfg. Paar Mi.Nr. 85II mit Paar Mi.Nr. 140.
Erst die Tatsache, dass es sich hier um einen doppelt verwendeten Brief (DVW) handelt, macht das Belegstück einmalig und lässt die vorhandenen Mängel in den Hintergrund treten.
Die erste Verwendung erfolgte am 12 .01. 1888 von Hannover nach Flensburg. Der Brief, der mit der 10 Pfennig Ausgabe (MNr. 41) frankiert wurde, trägt den ovalen Bahnpoststempel „HANNOVER-HAMBURG BAHNPOST ZUG 165“.
Die zweite Verwendung erfolgte am 29.08.1920 von Mölln nach Charlottenburg. Der Brief ist mit 40 Pfg. korrekt frei gemacht. Die Frankatur bestehend aus 2xMNr.85II, 1x MNr.87II und 2x MNr.140 wurde mit dem Kreisgitterstempel (KGS) von „MÖLLN (LAUENBURG) a“ entwertet.
Zwischen den beiden Verwendungsdaten liegen also über 22 Jahre.
In meiner gesamten Zeit als Sammler von Belegen ist mir kein weiteres Stück mit einer annähernd so großen Zeitspanne bekannt geworden. Die Zeitspanne bei wiederverwendeten Kuverts bewegt sich meist zwischen ein paar Tagen bis zu ein paar Wochen. Der Hauptgrund für die Wiederverwendung dürfte die wohl auch nach Ende des 1. Weltkrieges anhaltende Rohstoffknappheit im Deutschen Reich gewesen sein. Wie das Kuvert allerdings die ca. 190 km von Flensburg nach Mölln (Lauenburg), vom Ziel der ersten Verwendung an den Absender der zweiten Verwendung kam, darüber kann man nur spekulieren.
(Sammlung Armin Städler)