Orts-Eilbrief innerhalb Regensburgs
Bei dem abgebildeten Beleg handelt es sich um eine nicht sehr häufig anzutreffende Versendungsform, nämlich um einen Orts-Eilbrief aus Regensburg. Bei dem für den Zeitraum vom 1.3.1946 – 31.8.1948 mit 96 Pfg korrekt freigemachten Beleg (Gebühr für den Ortsbrief 16 Pfg. + Gebühr für die Zusatzleistung „Eilsendung“ bis 20g – 80 Pfg.), handelt es sich um eine Einladung der Jüdischen Gemeinde zu einer „Magit Hamyfal“ (Sammelaktion des Sicherheitsunternehmens „Mayfal Habitachon“).
Herr Tindel wohnhaft in der Hallergasse 12 in Regensburg war Mitglied der jüdischen Gemeinde.
"Einladung: Werter Freund Tindel Ludwig, hiermit werdet Ihr eingeladen zu kommen in das Büro des Komitee „Mayfal Habitachon“ von der jüdischen Gemeinde, Gabelsbergerstrasse 11(„Götz Villa“), Zimmer Nr.4 am Donnerstag den 22.4.1948 um 10Uhr wegen der Sammelaktion der „Magit Hamyfal“. Die Einladung verpflichtet zu einer pünktlichen Erscheinung. Komitee des „Mayfal Habitacho“ Regensburg."
Da die Einladung zum 22.4. erst relativ spät am 21.4.1948 um 16-17Uhr bei der Post aufgeliefert wurde, entschied sich der Absender die Drucksache per Eilboten zu versenden. Leider zeigt der Beleg keinen Ankunftsstempel welcher den Zeitpunkt der Zustellung dokumentieren könnte.
Wie aus dem Verzeichnis der Überlebenden hervorgeht, war Herr Tindel Ludwig Physiker und seine Ehefrau Auguste Lehrerin (beide gebürtig aus Polen). Beide waren im KZ Majdanek inhaftiert. Wie aus der Homepage der jüdischen Gemeinde hervorgeht befanden sich im Mai 1948 rund 950 Juden in Regensburg.
Für die Mithilfe bei Übersetzung und Klärung der mir nicht geläufigen Begriffe und Worte in der Einladung möchte ich mich bei dem Vorsitzenden des Fördervereins „Regensburger Synagoge e.V.“ Herrn Dieter Weber, bei der Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde Frau Ilse Danziger sowie dem Rabbiner der jüdischen Gemeinde in Regensburg Herrn Chaim Bloch recht herzlich bedanken.
(Sammlung Armin Städler)